BMBF-Projekt KAHR für Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen: Klima-Anpassung, Hochwasser und Resilienz

Nachlese: Wissenschafts-Praxis-Dialog für den Wiederaufbau in den Flutgebieten in Nordrhein-Westfalen am 14.09.2023 beim Erftverband in Bergheim

Am 14. September 2023 veranstaltete das BMBF-geförderte KAHR-Projekt ab 17 Uhr den Wissenschafts-Praxis-Dialog für den Wiederaufbau flutbetroffener Regionen in Nordrhein-Westfalen in den Räumlichkeiten des Erftverbandes.

Zu Gast war das BMBF-geförderte Verbundprojekt HoWas2021, welches die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für ein verbessertes Krisenmanagement und eine verbesserte Krisenkommunikation zum Ziel hat. Die Themen des Abends waren unter anderem Frühwarnung, Risikokommunikation und Katastrophenschutz im Kontext von Hochwasser.

Herausforderungen, erste Befunde und neue Lösungsansätze wurden gemeinsam mit Wissenschaft, Praxis und Politik diskutiert. An der von Herrn Prof. Dr. Jörn Birkmann moderierten Podiumsdiskussion nahmen Frau Claudia Glase vom Deutschen Wetterdienst, Herr Marc Scheibel vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Herr Dr.-Ing. Dietmar Jansen vom Erftverband, Herr Prof. Dr. Robert Jüpner, RPTU Kaiserslautern-Landau, Frau Dr. Elena-Maria Klopries, IWW RWTH Aachen University, sowie Frau Cornelia Weigand, Landrätin des Landkreises Ahrweiler teil.

 

Aus den Schnittstellen der beiden BMBF-geförderten Verbundprojekte KAHR und HoWas2021 lassen sich drei gemeinsame Thesen ableiten:

 

Hochwasserwarnungen müssen anschaulicher werden

Starkregen- und Hochwasserwarnungen sind häufig in hydrologischer und hydraulischer Fachsprache verfasst. Für andere Fachdisziplinien, Professionen oder die Bevölkerung lässt sich aus den wissenschaftlichen Informationen oftmals nur schwer ableiten, was vor Ort zu erwarten ist. Gerade bei der Warnung vor seltenen, extremen Starkregen- und Hochwasserlagen sind die aktuell ausgesprochenen Warnungen für eine Visualisierung ungeeignet. Ohne dieses „Erkennen der Gefahr“ bleiben notwendige frühzeitige Vorsorgemaßnahmen aus. Starkregen- und Hochwasserwarnungen müssen folglich visueller und damit leichter begreifbar werden. Dies muss auch auf die Gefahr hin passieren, dass Meldungen in den allgemeinen Medien an hydrologischer und hydraulischer Genauigkeit verlieren. Hierzu sind zunächst Zuständigkeiten in der aktuellen Warnkette zu prüfen und so anzupassen, dass anschaulichere Warnungen ermöglicht werden. Auch die Konsequenzen von „Fehlwarnungen“ bei Nichteintreten vorhergesagter Events sind vorab zu diskutieren, denn die Vorhersagen beruhen nach wie vor auf Wahrscheinlichkeiten. Nicht zuletzt sollten die Warnungen mehrsprachig sowie in leichter Sprache verfügbar sein, sodass sie alle Personengruppen, insbesondere auch hochvulnerable, erreichen. Katastrophenschutz und Umgang mit Risiken sind immer mehr aus unserem öffentlichen Leben verschwunden. Das Wissen über Starkregen, Hochwasser, Warnung und Vorsorgeverhalten sollte deswegen bereits in der Schule weitergegeben bzw. in den Bildungsplan integriert werden.

 

Lageinformationen müssen übersetzbar in Handlungsanweisungen sein

Der Katastrophenschutz mit Einsatzkräften vor Ort ist gut organisiert und strukturiert. Zahlreiche Verfahren strukturieren die Arbeiten im Katastrophenfall. Je früher geeignete Lageinformationen vorhanden sind, desto besser können Arbeiten vor Ort vorbereitet und Ressourcen und Kapazitäten koordiniert werden. Deswegen müssen hydrologische und hydraulische Lageinformationen so aufbereitet werden, dass sie für die etablierten Systeme des Katastrophenschutzes nutzbar sind. Beispielsweise müssen Informationsstufen und Pegelwerte in konkrete Hochwasserstände und Fließgeschwindigkeiten vor Ort übersetzt werden, was u.a. für Evakuierungen hilfreich ist. Oftmals sind Fachwissen, Kartenmaterialien und sogar entsprechende Modelle in der Wasserwirtschaft vorhanden. Um die Lücke zwischen der Wasserwirtschaft und dem Katastrophenschutz vor Ort zu schließen, sind enge Dialoge über Vorhandenes und Bedarfe notwendig. Auch die Bildung von gemeinsamen Netzwerken liefert einen wichtigen Beitrag hierzu.

 

Der Komplexität von Katastrophenlagen muss mehr Rechnung getragen werden

Selbst bei Warnungen und Lageinformationen, die sich leichter in Handlungsanweisungen übersetzen lassen, ist eine Katastrophe immer eine Ausnahmesituation. Die Bedarfe sind komplex, denn es treten immer wieder unvorhergesehene Herausforderungen auf. Es gilt, die „Komplexitätskompetenz“ im Katastrophenschutz und der Gesellschaft generell zu erhöhen. Dies kann beispielsweise passieren, indem Sondersituationen in Übungen integriert werden. Gleichzeitig kann im Katastrophenfall Unterstützung für Fachwissen angefragt werden. Dies können beispielsweise lokale Fachberater und Fachberaterinnen sein, die mit spezifischem Wissen helfen, Lagen einzuschätzen und Einsätze organisationsübergreifend zu koordinieren.  Daher müssen Netzwerke aufgebaut und bestehende Netzwerke gepflegt werden, um im Katastrophenfall kurzfristig Experten und Expertinnen hinzuziehen zu können.

 

Den Livestream zu dem Wissenschaft-Praxis-Dialog für den Wiederaufbau in Nordrhein-Westfalen 2023 am 14.09.2023 finden Sie unter dem folgenden Link: https://nextcloud.iww.rwth-aachen.de/index.php/s/eSmEiLDnGsNttmf.

 

Die Impulsvorträge des Abends finden Sie hier:

Begrüßung und Impulsvortrag KAHR-Sprecher: Wissenschaftliche Impulse für einen resilienten und hochwasserangepassten Wiederaufbau. Befunde und Synergien aus den BMBF Projekten KAHR und HoWas2021  - Prof. Dr.-Ing. habil. Jörn Birkmann (IREUS, Universität Stuttgart), Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf (IWW, RWTH Aachen University)

Ergebnisse und Empfehlungen des BMBF-HoWas2021 Projekt zum Thema Frühwarnung und Risikokommunikation - Dr.-Ing. Elena-Maria Klopries (IWW, RWTH Aachen University)

Operativer Hochwasserschutz – Herausforderungen bei der Bewältigung großer Hochwasserereignisse - Prof. Dr. Robert Jüpner (FWW, RPTU Kaiserslautern Landau)

Sensible Infrastrukturen: Frühwarnung und Verwundbarkeit - Prof. Dr.-Ing. habil. Jörn Birkmann (IREUS, Universität Stuttgart)

Risikokommunikation und Katastrophenschutz - Dr. Cordula Dittmer (KFS, Freie Universität Berlin)

 

Hier finden Sie die Posterausstellung, die den Abschluss der Abendveranstaltung bildete:

     

       

       

      

      

     

 

Projektbüro NRW

Frau Dr.-Ing. Stefanie Wolf

Tel:  +49 (0) 241 80 25748
E-Mail: kahr-nrw@iww.rwth-aachen.de

Lehrstuhl und Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen University
Mies-van-der-Rohe-Straße 17 | 52074 Aachen


Projektbüro RLP

Frau Tanja Nietgen

Tel:  49 (0) 2641 973 570 
E-Mail: kahr-rlp@iqib.de

IQIB  -  Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung GmbH
Wilhelmstr. 56 | 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler

BMBF_logoFONA_logo